Alexa, mach keine Szene!

Wir haben die Fähigkeit von Amazon Echo, ein KNX Smart Home zu steuern, auf Herz und Nieren überprüft. Hier ist der Erfahrungsbericht.

Nach den Smart Watches folgt nun ein neuer technologischer Trend mit den Smart Speakern. Initiert wurde dieser Trend durch die Firma Amazon mit ihrem Produkt Echo. Bald danach folgten Google mit Google Home und Apple mit dem HomePod. Auch Samsung arbeitet an einem entsprechenden Produkt. Wir haben das Pionierprodukt von Amazon auf Herz und Nieren geprüft und getestet, ob es sich zur Steuerung eines Premium Smart Homes mit KNX eignet.

Wer ist Alexa?

Amazon bietet zwei Smart Speakers an: Einerseits der längliche zylinderförmige Amazon Echo für knapp CHF 200, andererseits der kleinere Echo Dot für weniger als CHF 70. Der Lautsprecher im Echo ist hochwertig und sorgt für raumfüllenden Klang, der Lautsprecher im Echo Dot ist eher nicht zum Abspielen von Musik gedacht. Funktional sind beide exakt gleich. Zur Steuerung eines Smart Home genügt der Echo Dot vollkommen, da die Musikausgabe meist über ein eigenes Multiroom System erfolgt.

Der Echo Dot wird im Wohnbereich installiert und reagiert auf den Namen „Alexa“, wie man es von den anderen Sprachassistenten  „Siri“, „Cortana“ und „Ok Google“ auf den Mobilgeräten kennt.

Was kann Alexa?

Alexa kann sehr viel, so liest sie z.B. Nachrichten vor, sagt das Wetter vorher, verwaltet Kalendereinträge, bestellt eine Pizza oder spielt Musik von Amazon Music oder Spotify ab. Wir haben uns im Test jedoch auf die Steuerung des Smart Home beschränkt. Einige Smart Home Gadgets so z.B. Philips Hue, Netatmo, Tado können direkt mit dem Echo verbunden werden. Viel spannender jedoch ist die Anbindung per KNX Schnittstelle an den Smart Home Standard KNX, da dadurch im ganzen Haus sämtliche Lichter, Storen, Heizung, Musik und Szenen kontrolliert werden können.

Alexa versteht somit Befehle wie „Alexa, schalte das Licht ein!“, „Dimme das Wohnzimmerlicht auf 70%!“ und „Schalte Rollo Rechts auf 30%!“. Sie quittiert den Befehl mit „OK“ und führt in entsprechend aus. Sobald Alexa einmal eingesetzt hat, möchte man die Steuerung per Sprachbefehl im Smart Home nicht mehr missen. Es ist bei weitem komfortabler, als sich vom Sessel zu erheben, um den Wandtaster zu drücken. Zudem fühlt es sich viel natürlicher an, als mit den Händen wild in der Luft zu gestikulieren. Wegen der KNX Schnittstelle  muss man sich momentan zwar noch bestimmte Formulierungen verinnerlichen, allerdings versteht sie auch schon Formulierungen wie „Alexa, Licht!“.

Alexa, mach keine Szene!

Richtig spannend wird es beim Schalten von Szenen. „Alexa, schalte die Szene Relax ein!“ – „OK“: Das Wohnzimmer wird in warmes Lichtambiente gedimmt, die Lamellen werden auf halboffen gestellt und über die Deckenlautsprecher erklingt sanfte Loungemusik. Mit dem Befehl „Alexa, schalte alles aus!“ wird beim Verlassen des Hauses sichergestellt, dass kein Licht mehr brennt.

Besser als Siri

Auf unseren Smartphones nutzen wir ja schon länger Sprachsteuerung und seit kurzem kann diese auch zur Smart Home Steuerung eingesetzt werden. Dennoch bietet Amazon nun mit dem Echo ein ganz anderes Erlebnis. Egal wo man sich im Wohnraum befindet, man kann den Echo einfach ansprechen, ohne erst das Mobiltelefon aus der Tasche zu klauben oder irgendwo in der Wohnung zu suchen. Dank der KNX Anbindung kann das ganze Haus gesteuert werden, nicht nur einzelne Lampen.

Auch das Sprachverständnis von Alexa ist um einiges besser als z.B. bei Siri, die Befehle öfters beim ersten Mal nicht versteht. Verschiedene Stimmen von mehreren Personen egal ob männlich oder weiblich werden von Alexa selbst bei Musik im Hintergrund problemlos verstanden. Zudem klingen Sprachmelodie und Sprachausgabe weniger metallisch als bei Siri.

Keine Schweizerin

Amazon Echo ist leider noch nicht in der Schweiz verfügbar. Dies bedeutet erstens, dass die Hardware noch nicht erhältlich und auch die App im Schweizer Appstore nicht verfügbar ist. Zudem fehlen lokale Schweizer Daten. Man begnügt sich also im zur Zeit noch mit Wettermeldungen aus Konstanz und bestellt die Pizza nach Bad Säckingen.

Zum besseren Verständnis werden teilweise noch deutsche Wörter wie „Rollos“ benötigt statt Schweizer Begriffe wie „Storen“. Ausserdem wäre es natürlich angenehmer, mit Alexa in gewohntem Schwiizerdüütsch kommunizieren zu können.

Interaktivität

Im Gegensatz zu anderen Sprachsteuerungen bietet Alexa schon jetzt eine gewisse Interaktivität. Auf den Befehl „Alexa, schalte das Licht im Bad aus!“, fragt sie nach „Es gibt mehrere Geräte mit diesem Namen. Welches meinst Du?“ Wenn man darauf seine Antwort spezifiziert, schaltet sie das entsprechende Licht aus. Für die Simulation eines echten menschlichen Gesprächs würden aber noch mehr Interaktion und kontextabhängige Reaktionen benötigt. So schnell wie Amazon die künstliche Intelligenz weiterentwickelt, sollten solche Gespräche im KNX Smart Home wohl bald Realität werden.

Fazit

Abgesehen von der hochdeutschen Sprache fühlt sich die Steuerung des Smart Home per Sprache sehr natürlich an und ist äusserst komfortabel. Die Kommunikation wird sich schnell verfeinern: „Alexa, ich möchte fernsehen“, „Alexa steht noch irgendwo ein Fenster offen?“. Renomation erwartet, dass sich die Sprachsteuerung in den kommenden Jahren im KNX Smart Home durchsetzen wird und so zumindest teilweise auf Wandtaster und Touchscreens verzichtet werden kann.